Eine stadtraumbezogene Installation mit zwölf Zebrafinkenpaaren in:
Tuchfühlung, Kunsthaus Langenberg, 1997, 5,00 x 1,60 x 1,50m (Gemeinschaftsarbeit mit Sophie an der Brügge)
Eine Aufführung mit 12 Paaren in 3 Akten:
- 1. Akt: Entbehrung
- 2.Akt: Begegnung
- 3.Akt: Hochzeit
Eine Erinnerung aus meiner Kindheit bildet die Grundlage zu unserer Idee: Ich besaß damals ein Zebrafinkenpärchen und hatte es für wenige Tage – selbstverständlich mit ausreichend Futter und Wasser versorgt – in einem größeren Raum mit allerlei Gerümpel sich selbst überlassen. Von den Garnröllchen einer Nähmaschine zupften sich die Vögel die Fadenenden, zogen daran und versuchten, sie an verschiedenen, hervorspringenden Stellen des Zimmers zu befestigen.
Nach drei Tagen schließlich fand ich den Raum durch kreuz- und querlaufende Fäden verspannt vor: ein kleines Wunder, so schien es mir damals. Wie könnte man die Vögel dazu bewegen, dies noch einmal zu „erarbeiten“, und welche Bedingungen sind notwendig hierfür?
Die Erklärungen eines um Rat gefragten Vogelkundlers bringen Licht in das Geschehene und nähren unsere Hoffnung, diesen Vorgang noch einmal provozieren zu können: Zebrafinken sind das ganze Jahr über paarungsbereite Vögel; bietet man ihnen passendes „Material“ an, beginnen sie sehr schnell mit dem Nestbau. Wenn man dazu eine Zeitlang vorher Männchen und Weibchen getrennt hält, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Paarbildung und Familiengründung.
Heute ist „unser“ Raum eine für Langenberg typische, schmale Nische zwischen zwei schieferbesetzten Hauswänden. Auf der linken Seite gestalten wir die notwendigen Elemente wie Garnrollen und Anflugmöglichkeiten in industriell anmutendem Stil. Auf der rechten Hauswand finden die kleinen Vögel eine Menge organischer (durch blaue Farbe verfremdete) Zweige und Äste sowie kleine Baumhäuser, an und in denen sie die Fäden verknüpfen können.
Ein Wagnis, das hoffentlich gelingt und das ein kleines Kunststück aus der Tierpsychologie umwandelt in einen poetischen und sichtbaren Ausdruck der Begriffe Kommunikation beginnen, Kontakte knüpfen, Verbindungen aufnehmen, ein (soziales) Netz spannen, eben: auf Tuchfühlung gehen.
Sophie an der Brügge